Bei seinem ersten Besuch hatte Fynn mir bereits bewiesen, dass er in Sachen BDSM zwar ein Anfänger, aber keinesfalls zu unterschätzen ist. Mir war schnell klargeworden, was sein Antrieb als Bottom ist – für mich da zu sein und in meiner Nähe sein zu dürfen, am liebsten für längere Zeit.

Mich hat es im Gegenzug aufgegeilt zu sehen, wie er selbst seinen schlanken Körper dazu zwingt, anstrengende, erotische Positionen für mich zu halten. Egal wie unbequem es war, er hat alles gegeben, um immer noch ein wenig länger durchzuhalten.

Heute bei seinem zweiten Besuch will ich herausfinden, wie dehnbar die Grenzen meines neuen Spielzeugs sind und wie viel er wirklich fähig ist, für mich durchzuhalten.

 

Aushalten für den Master

Als er jetzt splitterfasernackt vor mir kniet, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass er deutlich entspannter wirkt als beim ersten Mal. Und wie er die Augen kurz von meinen Lederstiefeln hebt, glaube ich sie – bei aller augenscheinlichen Submissivität – schelmig blitzen zu sehen. Kein Wunder, schließlich hat er sämtliche Aufgaben, die ich ihm zuletzt gestellt habe, geradezu mit Goldsternchen bestanden.

„Na, da will es aber jemand echt wissen …“ denke ich bei mir, während ein Lächeln meine Lippen umspielt, das vielleicht freundlich aussieht, aber hinter dem der Dom in mir schon die Reißzähne zeigt. Der Kleine wünscht sich, für mich zu ertragen und auszuhalten – das kann er haben.

Ich werde weiter als letzes Mal gehen und es ihm sicher nicht leichtmachen. Dabei geht es mir nicht darum, mein Gegenüber zu beschämen, kleinzumachen oder sein Versagen zu provozieren – auch solche gemeinen Spiele können richtig geil sein – aber für den süßen Fynn habe ich etwas anderes geplant.

Ich will seine Grenzen ausloten, seine Willensstärke prüfen, ihn fordern, ihn auf die Probe stellen. Sollte es ihm zu viel werden, darf er schließlich jederzeit vor meine Füße oder in meine starken Arme fallen, doch darüber reden wir noch lange nicht. Die heutige Session wird sich länger ziehen, als das für gewöhnlich der Fall ist.

 

Ein Spiel an den Grenzen der Ausdauer

Meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren ein wenig hart, als ich ihn schließlich anspreche: „So einfach wie letztes Mal wird es heute nicht mein Kleiner, darauf kannst Du Dich verlassen.“

Ich mache ihm in ruhigem, ernsten Ton ganz genau klar, was ich gleich von ihm erwarte. Er wird heute mein Möbelstück sein, ein Teil meiner Einrichtung und meines Komforts. Mein persönliches Schaufensterpüppchen, das ich drehen, wenden und positionieren kann, wie auch immer es mir gefällt.

Ich erkläre ihm unmissverständlich, dass ich kein Wort aus seinem Mund hören will, es sei denn, ich fordere ihn explizit dazu auf alles hinzunehmen. Für den Fall, dass ein unvorhergesehenes reales Problem eintritt – beispielsweise einschlafende Gliedmaßen bei Fesselungen – teile ich ihm mit, wie er mich angemessen und augenblicklich darauf aufmerksam zu machen hat.

Abgesehen davon mache ich ihm deutlich, dass ich ab sofort offiziell etwa genausoviel Interesse an seiner Meinung habe, wie an der psychischen Verfassung meines Ledersofas.

Während ich spreche, kann ich wunderschön live dabei zusehen, wie erst der Schalk aus seinen Augen verschwindet und er sich dann immer mehr in seinen persönlichen Subspace fallen lassen kann. Sein Blick ist ein wenig glasig geworden und von seinem mittlerweile auch recht heftig zuckenden Pimmel streckt sich ein glitzernder Faden meinem blitzblank poliertem Parkett entgegen.

 

 

Peniskäfig an den Mann und fertig

Glücklicherweise ist Fynn im Gegensatz zum Rest meiner Einrichtung selbstreinigend und leckt auf meine Aufforderung schnell und gründlich die eigenen Lusttropfen weg. Um künftigen „Unfällen“ vorzubeugen, schnalle ich ihm anschließend einen Peniskäfig um seinen Schwanz, der sich jetzt schon nur mit Mühe in den engen Käfig pressen lässt.

Ich schaue ihm dabei streng in die Augen. Er sagt brav kein Wort und lässt sich nichts anmerken, obwohl ich ihm ansehen kann, dass es weh tut. Ich kann seine Erregung jetzt beinahe in der Luft vibrieren spüren.

Dann dirigiere ich ihn auf allen vieren in mein Wohnzimmer und positioniere ihn erst einmal als Couchtisch – auf einer für meine Füße angenehmen Höhe versteht sich. Ich lasse mich mit entspanntem Seufzen aufs Sofa fallen und lege meine müden Füße in den schweren Lederstiefeln auf meinem süßen, neuen Tischchen ab. Jetzt ist erstmal Zeit für ein gutes Buch.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Fynn sich jetzt bemüht gaaanz ruhig zu bleiben, nicht unter dem Gewicht meiner Stiefel aus dem Gleichgewicht zu kommen und, vor allem, mich nicht bei meiner Ruhepause zu stören. Gut so.

In den nächsten 40 Minuten blättere ich zwar auch wirklich in meinem Buch, aber tatsächlich gibt es keinen Moment, in dem ich den Mann vor mir nicht wahrnehme – jede Bewegung, das kleinste Geräusch von ihm ist mir bewusst. Er hat meine volle Aufmerksamkeit, auch wenn ich mir alle Mühe gebe, genau den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.

Dieses Spannungsfeld zwischen nach außenhin Ignorieren und dem Beobachten mit Argusaugen für den Top, sowie zwischen dem nach außenhin „Nichts-Tun“ und der großen körperlichen Anstrengung tatsächlich NICHTS zu tun für den Submissiven –  das ist einer der Gründe, die dieses Spiel mit Zeit und Objektifizierung für beide Seiten so spannend und erregend machen.

 

Willensstärke: Die ultimative Motivation

Ich wechsle die Location, lasse mich in einem Sessel nieder und Fynn darf sich neben mir auf den Boden knien. Ich bin freundlich und gestehe ihm zu, dass er in dieser neuen Position seinen süßen Knackarsch auf seinen Füßen platzieren darf. Das ist nicht völlig uneigennützig, denn schließlich muss er sich darauf konzentrieren, mein Glas mit dem teuren Whiskey auf seinen perfekt nach vorne gestreckten Handflächen zu balancieren, während ich genüsslich an meiner Zigarre paffe.

Schon längst haben sich aufgrund der immer gleichen Haltung auf Fynns Körper Schweißperlen gebildet – und ich bin mir sicher, dass der Chastity die Sache für ihn nicht leichter macht. Doch er hält brav durch.

Als ich später ein paar Dinge an meinem Laptop erledige, darf er zur Belohnung für sein Durchhalten ein wenig näher an mich ran und bekommt die Chance auf Körperkontakt. Mein lebensgroßes Spielzeug steckt nun in einem Bondageharness und seine Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Davor habe ich ihm großzügig Platz auf meinem Schreibtisch gemacht – nach Stunden in allen möglichen Stress-Positionen darf er sich nämlich nun mit ganzem Gewicht auf meinem Schreibtisch hinlegen.

Ich arbeite ein wenig vor mich hin, während Fynn seinen Fokus in jeder Sekunde auf mir behält. So eine geile Ablenkung direkt vor mir, bietet mir natürlich zwischendurch schöne Gelegenheiten. Gedankenverloren fahre ich immer mal wieder mit meinen Fingern an den Gitterstäben seines eingesperrten Schwanzes entlang, berühre dabei das zarte Fleisch, das sich vergeblich zu recken versucht. Ich streichle und zwirble an seinen süßen Brustwarzen und genieße die leisen, unwillkürlichen Geräusche, die ich mit so einfachen Gesten hervorrufen kann.

 

 

Der lebende Teller

Unsere Session zieht sich bereits über Stunden, als es an der Tür läutet und Fynn mich mit leichtem Schrecken in den Augen ansieht. Ich glaube eine gewisse Erleichterung zu merken, als ich fünf Minuten später mit einer Platte Sushi zurückkehre.

Vom Schreibtisch geht es jetzt ins Esszimmer, wo ich seinen gutaussehenden Körper langgestreckt fixiere und dann mit feinstem Delikatessen belege. Während ich gutgelaunt von meinem menschlichen Teller esse, lasse ich zwischendurch auch die eine oder andere Wixphantasie aus meinem Mund kommen.

„Ich finde es nur etwas schade, so ganz alleine an meinem wundervollen neuen Esstisch sitzen zu müssen. Vielleicht sollte ich zum nächsten Abendessen ein paar Freunde einladen…“

Ich kann amüsiert dabei zusehen, wie die Phantasien in seinem Hirn wirbeln, Röte in seine Wangen steigt und seine Augen plötzlich noch ein wenig dunkler wirken, denn der Kick von BDSM findet eben zu großen Teilen im Kopf statt.

Mittlerweile haben Fynn und ich beinahe einen ganzen Tag zusammen verbracht. Er hat durchgehalten, war Teil meiner Komfortzone, mein Gegenstand und mein folgsames Gebrauchsobjekt – trotz teils vor Schweiß nassem Körper, angestrengten Muskeln und schmerzhaft weggesperrtem Pimmel.

Ganz langsam entlasse ich ihn erst aus den Fesseln und befreie ihn dann aus dem Chastity. Reibe ihm mit einem Handtuch den Schweiß vom Körper wie einem Dressurhengst, der gerade den ersten Preis abgeräumt hat.

Ich ziehe ihn an mich, lege meinen Körper neben seinen. Er darf sich frei an mich ankuscheln, während ich zärtlich seinen Kopf streichle. Ich flüstere ihm mit jetzt ganz zärtlichem Ton ins Ohr –  versichere ihm, wie stolz ich auf ihn bin und wie wunderbar er all meinen Ansprüchen gerecht geworden ist, all meine Anforderungen erfüllt hat.

Er entspannt und lässt los – es ist alles, was er wollte.

 

Fotos: © dominus.berlin / Szene nachgestellt mit Fetischmodel Boundeagle (Yaz)

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Der Kolumnist

Master André alias Dominus.Berlin (1976) ist seit Jahren als Dominus in Deutschland, Schweiz und Österreich (www.dominus.berlin) tätig und gilt als Branchenführer der männlich-dominanten Sexarbeit.

Der gebürtige Rheinländer arbeitet seit Jahren in den bekanntesten Dominastudios sowie ebenfalls als Dozent für Themen rund um BDSM. Er ist zudem Sprecher für den Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD).

 

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