Es gibt viele Wege, die zu BDSM führen und es gibt viele Wege seine Vorlieben auszuleben. Doch kann man direkt mit jeder Praktik loslegen? Wie kann ich mich weiterentwickeln und was ist diese Dominanz, die von einem Top erwartet wird? Wir haben mit Ron Hades gesprochen, einem professionellen Dom der Szene, der selbst dazu Kurse gibt.
Wer ist Ron?
Ron Hades arbeitet seit 2018 im Studio Lux in Berlin und bezeichnet sich selbst als sinnlichen Sadisten. Als empathischer, authentischer Dom und BDSM Meister liebt er es sich mit seinen Subs emotional zu verbinden und mit Ihnen zu spielen. Seine Spezialität dabei: das japanische Seil-Bondage Shibari. Ron gilt als nahbar und einsteigerfreundlich, doch ist ein absoluter Profi und schafft es auch den größten BDSM-Enthusiasten zu dominieren. Gegenseitiges Vertrauen und ehrliche Kommunikation sind für ihn der Schlüssel zu einer erfüllenden Session Erfahrung. Durch seine besondere Art der Dominanz ermöglicht er seinen Subs weiterzugehen, als sie es für möglich halten würden.
Weitere Infos zu Ron Hades findet ihr auf seiner Homepage: https://www.ronhades.com/ und auf der Homepage des Studio Lux Berlin: https://studioluxberlin.de/studio-lux.html
HiS: Ihr nennt euch „LUX Kurszentrum – dem Ort für Lernen, Erfahren, Probieren und Weiterbilden rund um BDSM“, das verspricht ein breites Portfolio. Wie würdest du das LUX jemandem beschreiben, der noch nie davon gehört hat?
Das Lux Kurszentrum ist ein Ort, an dem der Alltag außen vor bleibt und man sich komplett auf BDSM fokussieren kann. Sexualität ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft, welches jedoch sehr tabuisiert wird. Offene Kommunikation darüber fällt leider schwer, umso mehr, wenn es um Bedürfnisse im BDSM geht. Wir möchten einen sicheren Raum schaffen, an dem sich die Menschen wohlfühlen und eigene Zugänge zum Kink finden. Wir bieten eine breite Palette an Workshops, geeignet für Anfänger, Fortgeschrittene und absolute Profis.
HiS: Oft denkt man im Bereich der Sexualität müsse man Nichts lernen, wenn man sich allerdings euer Kursprogramm anschaut, gibt es jede Menge verschiedenste Themen, die angeboten werden; wie entstand das LUX und seit wann gibt es euer Kurszentrum?
Das Studio Lux gibt es schon seit 2015. Von Anfang an gehörte zum professionellen BDSM Studio ein Workshopangebot. Eigentlich ging es zuerst nur um die Professionalisierung von Kolleg*innen aus der Sexarbeit, stieß aber auch bei sehr vielen Privatpersonen auf großes Interesse. Unser kleines Dominastudio wurde schnell zu klein für Kurse und professionelles Arbeiten, also haben wir 2018 das Kurszentrum LUX gegründet. Dort haben wir Luft, Licht und Equipment, um alle möglichen Workshops rund um BDSM zu veranstalten. Auch Übungsabende, Informationstreffen und weitere Events gehören zu unserem Angebot.
HiS: Du zählst seit Jahren zu den festen Coaches des LUX, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ich arbeite seit 2018 im Lux. Als ich damals mit Sexarbeit angefangen habe, habe ich auch gleichzeitig angefangen Bondage Workshops auf Spendenbasis für andere Sexarbeitende zu unterrichten. Es war für mich eine Form von Aktivismus. Mit der Zeit habe ich mehr Erfahrungen gesammelt, bis ich meinen ersten professionellen Bondage Workshop anbieten konnte, der gleich auf großes Interesse stieß.
HiS: Was sind deine persönlichen Themenschwerpunkte in deinen Workshops? Worauf legst du dabei besonders großen Wert?
Mein Schwerpunkt ist natürlich Seil-Bondage. Ich lasse mich von Shibari-Bondage am meisten inspirieren, aber ich gestalte meine eigenen Wege in meinem Stil. In meinem Workshop lege ich insbesondere viel Wert auf die Haltung im Bondage. Natürlich ist es auch wichtig, eine sichere Grundlage zu haben, um richtige Knoten zu setzen. Doch die Verbindung zwischen den Fesselnden, die Möglichkeit, eigene Wege der Fesselung zu finden und die Beziehung zu gestalten ist, was mir wirklich am Herzen liegt. Besonders wertvoll ist dabei die Möglichkeit, sich durch praktisches Üben auszuprobieren und sich direkt Feedback zu holen. Bondage ist eine Spielart, die sehr viel Vertrauen benötigt. Eine gute Kommunikation vor, während und nach dem Spiel ist von daher elementar. Deshalb unterrichte ich auch Konsens und Kommunikation.
HiS: Gibt es ein besonderes Event oder einen besonderen Moment, den du im LUX erlebt hast, an den du dich sehr gerne zurückerinnerst?
Ich selbst habe bei meinem Einstieg in die Sexarbeit am Profi SM 1 Kurs teilgenommen - damals hieß der noch Dominakurs. Ich war zuerst skeptisch, da ich schon viel BDSM Erfahrung gesammelt hatte, nur eben als Profi noch nicht. Daher wurde mir der Kurs empfohlen. „Naja“, habe ich mir gedacht, „wenn ich es machen muss.“ Nach dem dreitägigen Kurs war ich aber so positiv davon überrascht, was ich noch alles gelernt habe. Auch die Professionalität im Kurs und der gute Umgang miteinander haben mir die Augen geöffnet, dass es gerade im BDSM wichtig ist, sich ständig weiterzubilden. Dieser Workshop damals hat meinen Zugang und meine Einstellung zu BDSM komplett verändert. Ich habe eine viel umfassendere Vorstellung von meiner Verantwortung als Dom und die viele Praxiserfahrung im Kurs hat mich schon oft vor Situationen bewahrt, in denen mir sonst Fehler passiert wären.
Abgesehen davon fühle ich mich sehr wohl im LUX. Wir gehen gut miteinander um, unterstützen uns und lernen voneinander, obwohl oder gerade, weil wir alle sehr unterschiedlich arbeiten.
HiS: Du bist selbst Dom, wie war dein Einstieg in die Szene? Hättest du dir am Anfang Unterstützung durch ein Zentrum wie das LUX gewünscht?
Für mich war BDSM lange sehr schambehaftet. Das hat ziemlich lang gedauert, bis ich diese Scham hinter mir lassen konnte. Mein erster Kontakt mit BDSM war ein Bild, das sich dann auch direkt in meine Vorstellung eingenistet hat. Auf dem Bild war eine Frau zu sehen, die auf einem Bett gefesselt war. Das fand ich so richtig reizvoll. Ich habe dann angefangen, mich mit BDSM zu beschäftigen. Irgendwohin zu gehen, um darüber zu lernen, kam für mich da noch überhaupt nicht in Frage. Ich kannte mich in Berlin auch noch nicht so gut aus.
Es hätte mir gutgetan, so ein Kurszentrum wie das LUX zu haben. Neben den Workshops finde ich es auch sehr schön, dass auch eine Community aufgebaut wird, in der sich die Leute austauschen können und voneinander lernen.
HiS: Gibt es Regeln oder Tipps, die du Einsteigern unbedingt mit auf den Weg geben möchtest?
Ich sage immer „Informiere dich, wenn du an was Interesse hast.“ Natürlich ist „Learning by doing“ auch toll. BDSM birgt aber durchaus ein Gefahrenpotential, von daher ist es besonders wichtig, sich gut zu informieren.
Natürlich ist es schön, wenn alle auch gleich unsere Workshops buchen und lernen. Kann man das aber nicht, dann empfehle ich Kontakt zur Community zu suchen. Tausche dich mit anderen Menschen aus und unterstützt euch gegenseitig. Wenn du unsicher bist, kommuniziere ehrlich und direkt mit euren Partnern*innen. Ego hat keinen Platz im BDSM und ehrliches gegenseitiges Feedback und Reflektion wird dich viel weiterbringen!
HiS: Was ist für dich ganz persönlich der Reiz an BDSM? Was ist für dich Dominanz?
Mich reizt an BDSM Konsens und Kommunikation. Mein Leben lang war es für mich schwierig meine Grenzen zu achten oder die Grenzen von anderen Menschen zu respektieren. Ich hatte das einfach nicht verstanden. Erst mit der Zeit und durch die Berührung mit BDSM wurde mir klar, was das bedeutet und wie es mir guttut. Ich habe gerne lange intensive Sessions auf der Arbeit, aber auch privat. Dass ich mit jemandem eine so tiefe, besondere Bindung herstellen kann, gibt mir ein besonderes Gefühl von Nähe und Intimität mit dieser Person, die man im Alltag so nicht spüren kann.
Die drei Worte, die mir zuerst einfallen, wenn ich Dominanz höre, sind: Empathie, Fürsorge & Verbindung. Ich sehe Dominanz als ein großes Spektrum und es gibt selten richtige oder falsche Antworten. Ich sage immer „Ich muss kein Arschloch sein, um meine Dominanz zu zeigen!“ und das beschreibt mich ganz gut als Ron, als sinnlichen Sadisten.
HiS: Wie sollte man vorgehen, um in die Tiefe des BDSM einzutauchen?
Es gibt kaum etwas Besseres als sich weiterzubilden. Das war auch der Punkt, warum wir im Kurszentrum das Programm noch weiter ausgebaut haben. Mach dich auf die Suche, was du besonders interessant findest und natürlich gilt: „Übung macht den Meister!“
Foto: © ronhades.com