Für zahlreiche Frauen ist Sex noch immer antiklimaktisch – insbesondere in heterosexuellen Beziehungen. Aktuelle Forschungsergebnisse sprechen sogar vom „Orgasm Gap“, obwohl es mindestens 12 verschiedene Arten gibt, wie Personen weiblichen Geschlechts zum Höhepunkt kommen.
In der Praxis haben allerdings nur etwas mehr als die Hälfte aller Frauen beim Sex einen Orgasmus. Dies hat einerseits anatomische Gründe, andererseits liegt es daran, wie sich Sex meistenteils definiert: Häufig geht es ausschließlich um penetrativen, heterosexuellen Geschlechtsverkehr.
Einer Untersuchung von Lehmann et al. aus den frühen 2000er-Jahren zufolge kommen nur circa 22 Prozent der Befragten durch rein vaginale Stimulation zum Orgasmus, jüngere Quellen behaupten gar, es seien nur 4 Prozent. Demgegenüber steht, dass die Orgasmushäufigkeit bei Männern bei etwa 70 bis 100 Prozent liegt.
Wie sich diese Diskrepanz überbrücken lässt, damit alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen, weiß BestFans-Creator und Fitnessmodel Cornelia Ritzke.
Ready, set, go?
Als Hauptgrund für das Ausbleiben des Orgasmus nennen viele Frauen die fehlende Stimulation der Klitoris. Nur bei Personen, bei denen der Klitoriskopf nah am Scheideneingang sitzt, wird diese beim penetrativen Sex automatisch mit stimuliert. Meist bedarf es beim weiblichen Geschlecht daher etwas mehr, um den Höhepunkt zu erreichen.
In der Regel beendet der Orgasmus des Mannes jedoch den Geschlechtsakt, ohne dass die Frau zuvor gekommen ist. „Um zu vermeiden, dass der Partner sich erfolglos an einem abarbeitet, können klare Anweisungen helfen – den einen oder anderen Mann mag es sogar extra anturnen, wenn seine Partnerin ihm genau sagt, was er tun soll, damit sie einen Höhepunkt hat“, erklärt Cornelia Ritzke.
„Ich nutze auch sehr gerne Toys, um Schwung in mein Sexleben zu bringen. Ein Auflegevibrator kann für Menschen, die nicht in der Lage sind, vaginal zu kommen, einen echten Gamechanger darstellen.“ Selbstverständlich spielt auch das Tempo eine entscheidende Rolle, damit Frau beim Liebesspiel nicht abgehängt wird.
„Wer durch die Erfahrung hetzt, als wäre es ein Wettrennen, wird wenig Spaß daran haben. Vorspiel – gerne auch oral – gehört definitiv zum Pflichtprogramm. Tantra-Massagen mit Öl eignen sich sehr gut, um der Stimmung einzuheizen und sich mit dem Körper des Partners oder der Partnerin vertraut zu machen“, erläutert die BestFans-Creatorin.
Kommunikation ist sexy
Um den weiblichen Orgasmus ranken sich auch im 21. Jahrhundert noch immer viele Mythen; manche halten ihn gar selbst für bloße Legende. Zum Teil liegt dies daran, dass einige Personen ihrem Partner den Orgasmus vortäuschen. Dies kann vielfältige Gründe haben, einer davon ist Scham. „Frauen tun sich oftmals schwer damit, über Sex und ihre Vorlieben zu sprechen. Doch es ist der falsche Ansatz, aus Peinlichkeit nicht darüber zu reden, dass einen das eigene Sexleben nicht erfüllt“, weiß Cornelia Ritzke.
„Was der Partner nicht weiß, kann er nicht korrigieren. Letztendlich führt das dazu, dass sich Frust anhäuft. Aber nur wenn beide Parteien zufrieden und glücklich mit ihrer sexuellen Beziehung sind, hat das Sexleben auch Bestand und ist von Dauer. Daher ist es in jedem Fall hilfreich, die eigenen Bedürfnisse zu verbalisieren, um den Sexualpartner nicht im Dunkeln tappen zu lassen.“ Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, sich zunächst selbst klarzumachen, was einen in Stimmung bringt. „Fantasien spielen beim Sex eine sehr große Rolle“, bekräftigt die Expertin. „Im Zusammenspiel mit den realen sexuellen Handlungen tragen die Gedanken einen Großteil zur Erregung bei – wie geil sie ihn wohl macht, wie er sich kaum noch beherrschen kann, wie kurz davor er ist, zu kommen.
Sich auf solche Überlegungen zu fokussieren, kann helfen, aus sich herauszugehen und sich auf die körperlichen Empfindungen beim Sex einzulassen. Ganz nach der Devise: Ich warte nicht darauf, ich hole mir meinen Orgasmus.“
Foto: © Cornelia Ritzke