Am 21. Dezember war Welt-Orgasmus-Tag und anlässlich dieses Ehrentags haben wir uns einmal ein wenig intensiver mit dem Thema beschäftigt. Es gibt wohl niemanden, der behaupten würde, dass sich ein Orgasmus schlecht anfühlt. Im Gegenteil, nach einem Orgasmus ist man entspannt und kann den Kopf für kurze Zeit einmal abschalten und vermutlich werden viele vor dem Schlafen sich selbst ein wenig Verwöhnung gönnen, nur sprechen die Wenigsten darüber. Warum eigentlich?
Wer ist Vanja Rasova?
Vanja Rasova ist Erotik-Model, Reality-Star und BestFans-Creator und klärt auf, wo die Gründe für die Tabuisierung von Masturbation liegen, warum sich niemand für eine der natürlichsten Sachen der Welt schämen muss, und wie sich Selbstbefriedigung noch intensiver erleben lässt.
HiS: Warum ist Selbstbefriedung immer noch ein großes Tabuthema?
Sexualität im Allgemeinen und Selbstbefriedigung im Besonderen sind in vielen Gesellschaften immer noch Tabuthemen. Offen darüber zu sprechen, gilt häufig als unangemessen und wird als soziale Entgleisung abgestraft, also bewahren die Menschen Stillschweigen über ihre privaten Vorlieben. Allerdings verstärkt diese Kommunikationsflaute nur die Scham. Denn etwas zu tun, über das nicht gesprochen werden darf, hat den Beigeschmack des Verbotenen. Für manche Leute mag das aufregend sein; bei vielen löst es jedoch Verunsicherung und Schuldgefühle aus. Das muss nicht sein.
HiS: Warum empfinden so viele Menschen Scham beim Masturbieren?
Diese Reserviertheit der eigenen Sexualität gegenüber gründet sich häufig in kulturellen beziehungsweise religiösen Moralvorstellungen. Egal, ob allein oder mit einem Partner, Sex gilt insbesondere in den abrahamitischen Religionen als etwas Unreines, Sündiges. Im Alten Testament heißt es zwar noch „Seid fruchtbar und mehret euch“, bedeutende Figuren des Christentums wie der Apostel Paulus oder Thomas von Aquin sprechen sich später jedoch dezidiert gegen jede Form der körperlichen Intimität aus und rücken Keuschheit als Tugend in den Vordergrund. Diese Botschaften sind auch heute noch fest in unserer Gesellschaft verankert. Zwar mag die Wahrnehmung dessen oft nur unbewusst passieren, das Schamgefühl aber bleibt, obwohl sich ein Großteil der Menschen auf intellektueller Ebene mittlerweile einig darüber ist, dass einvernehmlicher Sex und Körperlichkeit per se nichts Schlechtes darstellen und einfach Teil der menschlichen Natur sind. Vieles ist auch Erziehungssache: Können Eltern nicht offen mit dem Thema umgehen, färbt das auf die Kinder ab.
HiS: Was sorgt bei der Selbstbefriedigung für die richtige Atmosphäre?
Als natürlicher Teil der menschlichen Sexualität wirkt Masturbation einerseits entspannend, andererseits als Stimmungsaufheller – denn beim Orgasmus schüttet das Gehirn Dopamin und Oxytocin aus, beides sogenannte Glückshormone. Doch um überhaupt erst in Fahrt zu kommen, bedarf es der passenden Umstände. Für heiße Gedanken gibt es nichts Wichtigeres als die richtige Atmosphäre. Am besten eignet sich eine Umgebung, in der man sich wohlfühlt – das können das eigene Schlafzimmer oder generell die eigenen vier Wände sein, aber auch andere Orte. Es kommt ganz darauf an, wie abenteuerlich die jeweiligen Vorlieben ausfallen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch Flugzeugkabine oder ICE-Toilette als Schauplatz infrage kommen. Für viele Menschen erweist es sich jedoch vor allem als wichtig, einen Raum der Entspannung zu schaffen, der das Loslassen erleichtert und es ermöglicht, sich ganz auf die körperliche Erfahrung einzulassen. Sowohl Beleuchtung und Temperatur als auch Düfte nehmen Einfluss auf die Stimmung. Daher eignen sich gedämmtes Licht und Kerzen, gegebenenfalls auch mit Duftnote, besonders gut, um eine angenehme Atmosphäre herzustellen. Zudem ist Ungestörtheit ein wichtiger Faktor – die wenigsten möchten während ihrer Sexy Time unterbrochen werden.
HiS: Welche Tipps gibt es, das Erlebnis intensiver zu gestalten?
Bei der Masturbation stehen ausschließlich die eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Fokus. Deshalb ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und den Blick nach innen zu richten, um herauszufinden, was für einen selbst besonders gut funktioniert. Für mich sind vor allem mentale Stimuli wichtig. Ich lasse meiner Fantasie freien Lauf und versuche nicht, mich zurückzuhalten. Auch auditive oder visuelle Reize, etwa der Konsum erotischen Bild- und Videomaterials, wirkt oftmals unterstützend, um körperliche Empfindungen hervorzurufen und zu intensivieren. Neben diesen altbekannten Methoden kann auch regelmäßiges Beckenbodentraining die Qualität des Sexuallebens verbessern, nicht nur bei der Selbstbefriedigung, sondern auch beim Sex mit anderen Personen. Kombiniert mit der passenden Atemtechnik sorgt eine hinreichend ausgeprägte Muskulatur für intensivere und gegebenenfalls auch länger anhaltende Orgasmen.
Fotos: © Vanja Rasova