Wenn ich dich ansehe, sehe ich die Augen, die mir einst Sicherheit gaben. Augen, die mich erkannten, mir bis tief in meine Seele blicken konnten. Wenn ich dich ansehe, sehe ich die Lippen, die mich einst um den Verstand brachten. Es sind noch immer die Hände, die mich halten und streicheln oder an meine Grenzen bringen konnten. Wenn ich dich ansehe, bist es immer noch du und dennoch ist es anders.

Wenn ich dich ansehe, springt mein Herz nicht mehr vor neugieriger Erwartung. Wenn ich dich ansehe, sehnt sich meine Seele nach keiner Berührung. Es bist immer noch du, doch ich bin nicht mehr dein. Ein Kloß macht sich in meiner Kehle bemerkbar, ich muss mit den Tränen kämpfen. Ein Unbehagen macht sich in meinem Bauch breit, wenn ich deine Nähe spüre. Von der einstigen Vertrautheit ist nichts mehr da!

Nie hätte ich gedacht als ich mit dir Grenzen überschritt und wir eine Einheit waren, dass diese Einheit je zerbrechen könnte. Es gab nur dich und mich und ich wusste, solange du bei mir bist, kann mir nichts geschehen. Ich lernte den ungeahnten Mut kennen, der in mir schlummerte. Begierden, wie ich sie niemals zuvor nur erahnen konnte. Mein Körper war dir hörig, ich war deine Marionette, mit der du das Schauspiel plantest. Du warst der Puppenspieler!

 

Lebe wohl mein Puppenspieler, lebe wohl!

Ich sehne mich danach, meine Seele brennt und schreit, hat Verlangen, das ich so gerne stillen lassen würde. Doch es besteht keine Möglichkeit mehr. Dich gibt es zwar noch und wenn ich dich ansehe, hat sich äußerlich nichts geändert und dennoch ist alles anders. Du bist nicht mehr der, der mich beschützen kann. Du bist der, der mir den größten Schmerz hinzugefügt hat. Kein „Es tut mir leid“, kein Kuss, keine Träne können dies ändern. Die Fäden der Marionette sind durchtrennt und ich fühle mich, als wenn ich zerbrochen am Boden liege.

Dich zu sehen und zu wissen, du bist hier und dennoch ist das einstige Gefühl weiter entfernt denn je, frisst mich auf. Ich habe Sehnsucht nach Etwas, was niemals mehr gestillt werden kann. Ich bin eine Verdurstende im Meer. Ich muss mich retten, retten, was noch von mir übriggeblieben ist. Ich schneide meine letzten Fäden ab und aus der einstigen Marionette wird eine Puppe, die keine Puppe sein will. Doch ich muss. Wenn ich jetzt nicht gehe, bin ich bald nicht mehr als ein Häufchen Asche. Asche verbrannt durch Sehnsucht und Schmerz. Ich bin dir dankbar, so unendlich dankbar, doch ich muss gehen. Jetzt muss ich mich selbst retten. Lebe wohl mein Puppenspieler, lebe wohl!

 

Foto: © pixabay

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