Aus den Boxen der Anlage erklingt „My heart will go on“ von Celine Dion. Ich hasse den Song, ich fand bereits den Film dazu mehr als miserabel und konnte nie verstehen, warum alle Damen Tränen wegen des Tods von Jack Dawson weinten.

Doch nun sitze ich hier, schmettere Zeile für Zeile des Songs lautstark gegen meine Wohnzimmerwand und die Tränen – sie rollen. Ich spüre wie es warm über meine Wangen läuft. Es scheint als wollten sie gar nicht mehr aufhören zu fließen. Tränen? Wann habe ich das letzte Mal geweint? Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern.

Mir sind Gefühlsdußeleien eigentlich ein Fremdwort. Ich kann sie nie nachvollziehen, sie erscheinen mir in keinem Moment logisch. Ich gelte wohl als der schlechteste Berater in Sachen Liebesangelegenheiten. Liebeskummer halte ich ja für eine reine Kopfsache. Doch genau ich, der in seiner Arbeit als Sadist gilt, als knallhart, kalkulierend … ja, ich sitze nun in meinem Wohnzimmer und sorge für echten Katzenjammer. Keinen Ton getroffen, die Nase schniefend und ein absolut elendiger Anblick. Ich verachte mich selbst dafür. Wie kann ich nur so schwach, so jämmerlich sein?

Die Wut steigt in mir hoch, am liebsten würde ich jetzt Etwas zerschlagen. Doch mir fehlt die Kraft, ich kann nicht einmal aufstehen. Und warum? Ja, so genau weiß ich das nicht einmal. Es ist nichts Schlimmes vorgefallen. Und in meinen Ohren erklingt das Zuschlagen meiner Wohnungstür.

 

Ich belüge mich selbst!

Es ist Etwas vorgefallen. Du bist vorgefallen! Und ich schäme mich. Du bist vor mehreren Monaten als Praktikantin in meinem Unternehmen eingestellt worden. Jung, hübsch und intelligent. Deine Bewegungen glichen einer Elfe, dein Gesicht makellos, doch die Zunge spitz und der Blick keck. Wie oft habe ich dir Aufgaben gegeben, die eigentlich nicht notwendig waren, nur um dich zu betrachten. Doch du hast mir die kalte Schulter gezeigt.

Doch Letzt als wir beide allein im Büro waren, hast du den Kontakt zu mir gesucht. Unsere Blicke trafen sich auf eine andere Art und Weise. Unsere Hände berührten sich und ich merkte wie sehr ich nach dir giere.

Und nun? Nach wunderschönen Nächten, nach Zärtlichkeiten, nach Haut an Haut …. bist du gegangen. Dein Praktikum ist vorüber. An deine Nummer geht niemand mehr. Es scheint als hätte meine Arbeit keinen Sinn mehr. Alles ist trostlos, alles ist leer, alles ist kalt und ich spüre nur wie mir Etwas fehlt. Ich spüre Leere, unendliche Traurigkeit und ich weine. Ich weine, weil du nicht bei mir bist! Und ich verfluche dich dafür.

Foto: © pixabay

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