Ich wurde gebeten mir dieses erotische Meisterwerk zu Gemüte zu führen und meine Meinung dazu kund zu tun, was ich hiermit machen möchte.

In diesem möchtegern-erotischen Schwank berichtet Lena Nitro über ihren Hauskauf und dem damit verbundenen sexuellen Erlebnis, welches allerdings nur dann so wirklich erotisch wird, wenn man als Leser/in nicht so genau auf den Text achtet und stattdessen die eigene Phantasie spielen lässt. Abgesehen von zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern besteht die Geschichte zum Großteil aus teilweisen nicht nachvollziehbaren und leicht verstörenden Erzählungen, welche die mutmaßlich geplante erotische Stimmung reichlich dezimieren.

 

Bis auf die beiden ersten Absätze kann man sich das Durchlesen der ersten Seiten im Grunde sparen, es sei denn man interessiert sich für solche Belanglosigkeiten wie Lenas „derzeitiger“ Wohnsituation, ihren berufsbedingten Alltagsproblemen oder dass sie stundenlang in ihrem Stamm-Café verweilt. Allerdings findet sich auf den ersten Seiten auch gleich die erste Kuriosität. Lena sitzt im Café und nachdem sie nun zum x-ten Mal erwähnt hat, dass sie einen Makler sucht, wird ein Mann zu ihr an den Tisch gesetzt und dann passiert folgendes: „Der Mann setzte sich neben mich an den Tisch und grüßte ihn. Dann erwähnt ich, dass es wohl sehr schwer wäre, dass man hier einen richtigen Makler finden konnte, der sich auch nach den Ansprüchen von bescheidenen Kunden richtet.“ Natürlich Lena, das interessiert ja auch jeden wildfremden Menschen und ich wäre in dem Moment auch niemals auf die Idee gekommen etwas anderes zu erwähnen als das. Dann wird es aber noch besser. Anstatt darauf zu reagieren, findet keine weitere Konversation statt, der Mann schlürft grinsend seinen Kaffee, er legt ihr angeblich erst beim Aufstehen seine Makler-Visitenkarte auf den Tisch und lädt sie gleich darauf zum gemeinsamen Abendessen ein – die vollkommen übliche Vorgehensweise eines Maklers. Wer kennt sie nicht?

Dann folgt im Grunde überflüssiges Geplänkel bzgl. Frisur und Kleidung für das Abendessen und dann wird es doch noch mal kurz „spannend“. Auf dem Weg zum Restaurant meldet sich Lenas Vagina und teilt ihr mit, dass die abendliche Begleitung, wenn nicht als Makler dann wenigstens für einen Geschlechtsakt brauchbar wäre. Wer nun darauf hofft ein prickelndes Abendessen mit erotischen Elementen zu lesen, der wird leider enttäuscht.

 

Ein kleiner Höhepunkt

Dramaturgisch interessant wird es erst auf der nächsten Seite, da der Makler wie es der Zufall so will für Lena ein Haus direkt neben seinem im Angebot hat. Sachen gibt es, das ist ja unglaublich und zu ihrem Glück hatten sowohl der Makler als auch sein Sohn nichts dagegen, wenn sie direkt nebenan wohnen würde.

Bis dahin hätte man sich die Geschichte auch sparen können und ein Anruf bei einem Makler aus dem Branchenbuch, welches sie selbstverständlich im Café bei sich trug, hätte dasselbe Ergebnis erzielt. Ebenso sind die darauffolgenden Zeilen schnell überflogen, in denen Lena ihre Gedanken, die Kaufentscheidung, den Zustand und die Lage des Hauses, die Renovierung dessen, für die, die es bis dahin immer noch nicht mitbekommen haben, ihre bisherige Wohnsituation sowie weitere äußerst aufregende Details teilweise nicht ganz verständlich beschreibt.

 

Erotisch wird es aus meiner Sicht dann für einen Moment lang zu Beginn der nächsten Seite, als sie ihre Bekleidung und insbesondere ihre Unterwäsche am Tag des Umzugs beschreibt - das ist eine durchaus nette Vorstellung. Von dieser wird man dann aber auch schnell wieder abgelenkt, da aus dem Haus kurzum eine Wohnung geworden ist, im Garten plötzlich ein Grill mit bereits aufgelegten Würstchen sowie ein besonders erwähnenswerter Tisch steht – ohne dass Lena davon etwas mitbekommen haben will. Es war ihr „Ficktisch“, den der Herrn Makler nebst Sohn selbstverständlich aus Lenas Filmchen kennen musste. Das ist ungefähr so wie die Konversation in ganz schlechten Pornofilmen: „Oh, sieh mal ein Strohballen – komm lass uns ficken!“ Und wie nicht anders zu erwarten, musste Lena sich natürlich unverzüglich breitbeinig auf den Tisch schwingen, was so wie sie es macht an erotischer Beschreibung kaum zu überbieten ist. Zuerst beginnt sie sich wohlgemerkt breitbeinig sitzend zu fingern und zieht erst dann ihre Oberbekleidung aus, sodass die Herren ihre Muschi sehen können? „Wir hatten von nun an keine Probleme mehr.“ Das ist schön zu lesen, aber welche Probleme gab es denn zuvor? Auch danach bleibt es weiterhin höchst erotisch, man erfährt etwas über den Bierbauch des Vaters und darüber, dass Lena aus reiner Rücksichtnahme zuerst den Sohn oral verwöhnt. Ein wenig Kopfzerbrechen haben mir die folgenden Zeilen bereitet: „Er schmeckte erstaunlich gut. Leicht süß, aber der Geruch seines Duschbades übertönte den Geruch. Es war ein sehr männlicher Geruch, der ihn aber auch erwachsener machte als er war.“ Geht es nun um den Geschmack oder den Geruch des Sohnemann-Schwanzes?

Im Anschluss geht es gefühlt hin und her und es werden für mich eher unverständliche Begründungen für das Geschehen aufgeführt, wie z.B. dass der „graumelierte“ Schwanz des Herrn Makler seine Standfestigkeit zurückerlangt hat, obwohl er zuvor noch gar keinen Steifen hatte. Seine Bewegungen und Andeutungen mit seinem Körper, lassen bei Lena den Schluss zu, dass er anal in sie eindringen möchte, obwohl er erst deutlich später danach fragt. Sie schließt darauf, weil er vermutlich in einem ihrer Filme gesehen hat wie sie sich einen Finger in den Po steckt. Da sein Penis nicht der Dickste ist „Was sollte mir mit diesem kleinen Schwanz schon passieren.“, lässt sie es natürlich ausnahmsweise geschehen. Im späteren Verlauf spricht sie jedoch von „dem dicken Schwanz in meinem Arsch“. Ebenfalls kurios und unverständlich ist, wie und warum überhaupt der Sohn sein Einverständnis zum Analverkehr gibt, indem er ihr seinen Penis in den Mund schiebt.

 

Eine stetige Berg- und Talfahrt - allerdings nur abwärts

Auch die weiteren Beschreibungen von verfehlten Einführungsversuchen sowie den unterschiedlichen Fähigkeiten der Herren sind mehr abstrus als anregend. Lena hat das Talent in ihren Beschreibungen den Höhepunkt vorwegzunehmen und dann zu erklären was vorher passiert ist. Das ist in dem Zusammenhang genauso erregend, wie es unterhaltsam ist bei einem Witz zuerst die Pointe zu erzählen und dann zu erklären, warum er lustig war. So ist es auch äußerst erregend danach zu erfahren, dass ihr ohne, dass sie es mitbekommen hat der BH ausgezogen wurde. Was soll ich mit dieser Information denn jetzt anfangen? Nach ihr kommen auch die beiden Herren zum Orgasmus und selbstverständlich musste sie sich nicht bemühen, „dass die Spermadusche jeden Fleck meines Oberkörpers erreichen konnte.“

Eine weitere unglaublich erregende Textstelle ist diese hier: „Sein Sperma ergoss sich über dem seines Sohnes und ich stellte sofort fest, dass sein Sperma etwas klumpiger war als das seines Jungen. Ich konnte also davon ausgehen, dass das letzte Mal Sex schon eine ganze Weile her war. Er entspannte sich über mir, betrachtete mich noch einmal und ließ mich dann allein, um sich um den Grill zu kümmern, dass das Essen nicht verbrannte.“ Wer will denn sowas lesen? Und klar, direkt nach dem er ejakuliert hat, kümmert er sich umgehend um das leckere Essen.

Lena beschäftigt sich im Anschluss noch ein wenig mit sich selbst, begibt sich dann ins Bad und bringt die ohnehin nicht gerade erregende Stimmung wieder auf den Nullpunkt, indem sie kurz noch mal ein paar Gedanken zur notwendigen Renovierung einwirft. Dann geht sie duschen, macht es sich unter der Dusche noch mal mit dem Duschkopf, kehrt im Anschluss wieder zurück in den Garten und tatsächlich „hatten die Jungs sich ein Bier aufgemacht und hatten die ersten Würstchen vom Grill genommen.“ Moment mal, die ersten Würstchen? Die lagen doch schon vor Beginn der ganzen Aktion auf dem Grill, als Lena noch mit dem Schleppen von Kartons beschäftigt war. Guten Appetit!

Der Sohn sucht dann irgendwann das Weite und „So blieb ich noch ein paar Minuten mit seinem Vater im Garten sitzen.“ … „Ich stand auf und ging zum ihm herüber. Ich setze mich auf seinen Schoß und…“ – ja was denn jetzt Lena?

 

Wie zu erwarten haben es sich Makler und Lena dann im Haus gemütlich gemacht und weiteren Sex gehabt Aber ehrlich gesagt hatte ich zu dem Zeitpunkt schon gar keine Lust mehr das aufmerksam durchzulesen und erst recht nicht, wenn es danach schon wieder um die Renovierung des Hauses und irgendwelchen Beziehungskrempel geht, bevor sie dann wieder schreibt: „Und ich bereute es auch nicht, dass ich mir diesen Schwanz in den Arsch stecken ließ.“ Äußerst glaubwürdig ist auch die Aussage, dass der Sohn nach der Aktion nur noch eine freundschaftliche Verbindung wollte, weil er „nicht so der Typ für ständig Sex und so“ sei.

Offen bleiben die Fragen, wer das vorbereitete Grillfleisch gegessen hat und was mit den restlichen Umzugskartons passiert ist. Stehen die noch im offenen LKW und macht der Fahrer derweil die ganze Zeit ein Nickerchen oder warten sie gar im Vorgarten darauf reingetragen zu werden?

Nein Lena, Deine Geschichte hat mir überhaupt nicht gefallen! Zusammenfassend kann und muss man leider sagen, dass sie weder unterhaltsam und erst recht nicht erotisch ist. Um eine erotische Geschichte zu erzählen, reicht es leider nicht aus nur mehrfach die Worte Titten, Arsch, Schwanz zu Fotze zu benutzen und man gewinnt leider den Eindruck, dass es Dir lediglich darum geht Deine Filmchen zu promoten. Und selbst das ist Dir äußerst schlecht gelungen, weil das verlinkte Video im eBook Nichts von diesem „Buch“ zeigt.

 

Unsere Bewertung:

 

Hier kannst du dir selbst einmal ein Bild machen: Die vagi-a-nal Gartenparty: Eine Story von Lena Nitro

 

Cover: © Cruz Verlag

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