Als ich das Haus betrete, ist es, als wäre ich erst gestern hier gewesen. Eine freudige, dennoch anfangs leicht distanzierte Begrüßung erwartet mich. Klar, du weißt ja noch nicht, dass ich wieder frei bin; sich wieder Möglichkeiten eröffnen, die es eine Zeit lang nicht gab.

Als du siehst, wer mich an diesem Abend begleitet, huscht ein kurzer Anflug von Überraschung über dein Gesicht und ich meine, in deinen Mundwinkeln ein leichtes Lächeln zu erkennen...

 

Der Abend verläuft ruhiger, als erwartet. Nettes Fesseln in geselliger Runde, lachen, diskutieren, wieder fesseln. Wären da nicht zwischendurch deine Fragen nach Ihm und deine kurzen, aber wohl platzierten Kommentare, könnte man meinen, ich hätte mich geirrt. Aber es ist immer noch da, was auch immer es ist...

Du lässt es mich spüren, als du kurz das Seil übernimmst; da ist sie wieder, diese Energie! Dieser Sturm, der über mich hereinbricht, sobald du das Seil in die Hand nimmst. Nicht zum ersten Mal würdest du mich damit hochtreiben...

Mal wieder ein kleines Leckerlie, scheinbar achtlos nebenbei fallen gelassen, doch du weißt genau, was du tust. Dein Grinsen, dein Blick, als ich wieder lande, verraten dich.

Irgendwann.......

 

Das Tor in eine andere Welt

Später am Abend, als alle anderen Abschied nehmen, hältst du uns auf.

Du zeigst uns ein Video deines Lehrmeisters, erzählst von ihm und seiner Welt, als du plötzlich neben mir stehst. Wie bist du da hingekommen?

Ich spüre deine Hand an meinem Arm, die mich mit ein paar gezielten Griffen auf die Knie zwingt. Mein Kopf rast, mein Körper will mehr; mehr von dieser Energie, mehr Seil, mehr.......

Ich höre dich reden, doch die Worte rinnen durch meinen Kopf wie Sand durch ein Sieb. Nur dein veränderter Tonfall, wenn du dich direkt an mich wendest, bleibt hängen und jagt heftige Wellen durch meinen Körper.

Du lässt von mir ab, lässt mich runterkommen, nur um mich kurz danach wieder in die Knie zu zwingen. Mein Kopf kämpft, ebenso wie mein Körper, aber an verschiedenen Fronten.

Verstand gegen Verlangen und Schmerz gegen Stolz. Der Krieg im Kopf bleibt unentschieden, doch mein Körper gewinnt den Kampf gegen den Schmerz.

Da ist sie wieder, diese andere Welt.

Deine Welt...

Mein Kaninchen steckt seine neugierige Nase aus dem Bau und ich weiß, dass ich verloren habe... Nicht diesen Kampf, nicht den nächsten. Aber diesen Krieg werde ich verlieren, deine Welt wird mich aufsaugen, mich verschlingen...

Nicht heute, nicht morgen. Vielleicht in ein paar Monaten, vielleicht noch später. Aber ich weiß, dass weder du noch mein Kaninchen Ruhe geben werden, mich in deine Welt zu entführen.

 

 

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