Ich trage die letzten Kisten nach unten zum Möbelwagen. Mein Ex ist nicht da, er wollte den Auszug nicht mitbekommen. Die Möbelpacker haben meinen Teil der Möbel verstaut, meine Sachen in den Wagen geladen. Meines – nicht mehr unseres.

In den letzten Tagen bestand der Alltag daraus unsere Dinge zu sortieren. „Was gehört dir, was gehört mir!“ Und es war schwer drei Jahre gemeinsames Leben in seine einzelnen Bestandteile aufzulösen. Die Bilder unserer gemeinsamen, glücklichen Zeit haben wir schon vor Wochen von den Wänden genommen. Leere Stellen und die Nägel erinnern noch daran, dass da einmal Etwas hing.

Wir haben gemeinsam gelacht, geweint und uns geliebt. Ich gehe zurück in die Wohnung. Leer sieht sie aus. Irgendwie ist es noch unsere Wohnung, doch nicht mehr mein Zuhause. Während der Möbelwagen beginnt loszufahren, laufe ich noch einmal durch die Zimmer.

 

 

Ein letzter Rundgang

Da steht dein Sofa, dein Regal und im Regal immer wieder Lücken, wo meine Sachen standen. Wir wollten hier gemeinsam glücklich werden. Erinnerungen wie wir die Wohnung gemeinsam gesucht hatten und gebangt, ob wir sie bekommen. Denn schon als wir hereinkamen, hatten wir gespürt, dass es unsere Wohnung war. Wie wir gestrichen, die Möbel aufgebaut und heftig diskutiert hatten, wo denn nun alles hinkommen würde. Jeder für seinen Krimskrams gekämpft hatte und daraus dann unsere Deko wurde.

Tränen steigen mir in die Augen, ich sehne mich nach dieser Zeit zurück. Sie war so unbeschwert, wir waren unbesiegbar. Und ich weiß immer noch nicht, wann wir den falschen Weg eingeschlagen haben. Ich liebe meinen Ex immer noch, doch ich kann seine Nähe nicht mehr ertragen. Die letzten Monate haben wir uns nur noch gestritten, kaputt gemacht, verletzt. Und ich weiß noch nicht einmal warum. Wir sind wie Hund und Katze geworden: sitzen wir aufeinander, dauert es nicht lange und wir beginnen zu streiten. Wegen Kleinigkeiten, wegen Nichts – Vorwürfe, Beschuldigungen und jedes Mal zerbricht mein Herz ein Stück mehr. Ich kann nicht mehr und ich glaube ihm geht es nicht anders.

Ein letzter Blick in die Küche, das Badezimmer und das Schlafzimmer. Unser Lachen kommt mir in die Erinnerung, die Abende, an denen wir Pizza bestellt hatten, weil meine Kochversuche völlig daneben gingen, weil ich dich beeindrucken wollte. Die Sonntagmorgen, an denen wir so lange in der Wanne lagen, bis wir völlig aufgeweicht waren. Auch jetzt habe ich keinen Zweifel daran, dass wir eine schöne Zeit hatten und ich dich nach wie vor liebe. Doch manchmal reicht das nicht aus.

Ich ziehe die Tür hinter mir zu und werfe den Schlüssel in den Briefkasten. Ab jetzt ist es deine Wohnung und ich gehe die ersten Schritte in mein neues Leben. Jetzt gibt es wieder dich und mich. Deines und meines und nach all der gemeinsamen Zeit bleiben nichts als Erinnerungen und zwei gebrochene Herzen und ein Klingelschild, auf dem mein Name durchgestrichen ist.

 

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