Es ist Wochenende! Ich bin mit meinen Freundinnen feiern. Wir tanzen ausgelassen im Club. Flirten, lachen und genießen den Abend. Es sind diese wenigen Stunden in denen ich nicht an meinen Alltag denke. An meinen miesen Job mit dem cholerischen Chef, an meine Schulden und die Mahnungen in meinem Briefkasten, die mich daran erinnern, dass das Geld hinten und vorne nicht reicht.

Jetzt ist Spaß angesagt. Die treibenden Beats der Musik spüren. Den Rhythmus fühlen; den Alkohol, der durch meine Adern fließt. Mal lasse ich mir von dem einen und dann wieder von einem anderen einen Drink spendieren, wenn ich eng umschlungen mit ihm tanze. Hier und da lasse ich mir dabei an meine Möpse oder den Arsch fassen. Ich genieße die Aufmerksamkeit, mir gefällt, dass ich gefalle.

Der Abend wird später, die Tanzfläche leerer und mittlerweile brennen meine Füße. Diese hohen Hacken bringen mich noch um. Ich habe keine Ahnung, wo meine beiden Begleiterinnen abgeblieben sind. Ich setze mich an die Bar und es dauert nicht lange bis mich ein gutaussehender Mann anspricht. Ich finde ihn auf Anhieb sympathisch. Er spendiert mir einen Cocktail und beweist bei der Auswahl Geschmack.

Ich proste ihm zu. Eine Unterhaltung ist wegen der lauten Musik unmöglich. Irgendwann beugt er sich dicht an mein Ohr und fragt, ob wir nicht gehen wollen. Da ich nicht weiß, wo meine Freundinnen sind und ich in den Schuhen wohl niemals zum Bahnhof komme und ein Taxi allein schon finanziell ausfällt, nicke ich. Er wirkt freundlich.

 

 

Wir verlassen den Club

Er legt mir seine Jacke um die Schultern als wir zu seinem Wagen auf dem Parkplatz gehen. Er hält mir die Tür auf als ich ihn seinen Wagen steige. In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln und das ist nicht der Alkohol. Auf der Fahrt beobachte ich ihn. Sein Gesicht, die Hände .. alles gepflegt. Das ist ein Mann zum Verlieben sage ich mir und fühle mich wie eine kleine Prinzessin.

Kurze Zeit später halten wir vor einem Hotel. Es ist eines dieser teuren Ketten. Wir durchqueren die Lobby, gehen zum Fahrstuhl und fahren in die oberen Stockwerke. Am liebsten würde ich ihm direkt die Kleider vom Leib reißen, doch er hält sich vornehm zurück.

Wir laufen einen langen Korridor entlang bis er vor einem Zimmer stehen bleibt und es mit einer Chipkarte öffnet. „Du kannst dich gerne im Bad frisch machen“, höre ich seine markante Stimme. Ich nicke. Im Badezimmer schaut mir ein zerzaustes Ich entgegen. Das Make-Up ist nicht mehr perfekt und auch die Haare sehen verstrubbelt aus. Doch zum Glück habe ich jede Menge Hilfsmittel in meiner Handtasche, so dass ich schnell wieder gerichtet bin.

Als ich ins Wohnzimmer komme, sitzt er auf dem großen Sofa. Er hält ein Glas Wein in der Hand und deutet auf ein zweites auf dem Tisch. Dann öffnet er seine Hose und deutet auf sein bestes Stück. Ich knie mich vor ihn und beginne ihn zu verwöhnen. Was dann folgt, ist eine heiße Liebesnacht. Der Sex ist fordernd, er sagt, was er möchte und duldet keine Widerrede bis ich vor Erschöpfung fast einschlafe. „Du kannst die Nacht hier verbringen.“ Ich freue mich.

Wenig später liege ich in dem breiten Doppelbett in einem luxuriösen Hotelzimmer, nebenan einen absoluten Traummann und ich stelle mir bereits vor wie der Morgen sein wird. Frühstück ans Bett, ausgiebig kuscheln.

 

Der Morgen danach

Ich werde durch ein lautes Klopfen wach. „Zimmerservice“, ruft es laut und hämmert gegen die Tür. Ich bin noch gar nicht richtig wach und mein Kopf dröhnt. Ich schaue neben mich, doch das Bett ist nach wie vor gemacht. Ich tapse ins Wohnzimmer, alles aufgeräumt. Wo ist der Fremde? Ich bin verwirrt. Wieder klopft es und ich rufe, dass ich noch einen Moment benötige. Ich suche meine Kleidung zusammen, meine Tasche und da sehe ich es. Zwei hundert Euroscheine liegen bei meiner Tasche und meinen Kleidern, die ordentlich auf dem Wohnzimmertisch liegen. Hat er mich etwa für eine Prostituierte gehalten? Ich begreife nicht, doch als es wieder klopft, schlüpfe ich in meine Kleidung, nehme meine Tasche und überlege, ob ich das Geld mitnehmen soll. Doch er scheint nicht mehr da zu sein und bevor der Service denkt es wäre Trinkgeld stecke ich es mir ein und gehe Richtung Tür. Zweihundert Euro für eine Nacht! 

Foto: © pixabay